Jochen Hoppe - zwischen Kunst und Lenkrad

KDW Heinz-Joachim Hoppe                                           Von Bettina Pflaum

Zwischen Kunst und Lenkrad

Heinz-Joachim Hoppe lenkt den Bürgerbusverein und malt Acrylbilder

Wildeshausen. Es gibt Menschen, deren Energievorrat schier unerschöpflich ist. Zu ihnen gehört Heinz-Joachim Hoppe. Der Wildeshauser widmet sich nach seiner beruflichen Karriere bei Siemens und den Hamburgischen Elektrizitätswerken (HEW) daher mit vollem Engagement ehrenamtlichen Tätigkeiten, zunächst in der Kleiderkammer, dann beim Bürgerbusverein, dessen Vorsitzender er seit Juni ist. Außerdem malt und fotografiert er und betreibt zusammen mit seiner Frau Anne Demberg die Galerie „Demmi-Arts“. Für die Rubrik „Kopf der Woche“ gibt er Einblick in sein ausgefülltes Leben. 

Heinz-Joachim Hoppe kam Ende Dezember 1955 in Hamburg zur Welt. Bis zum Grundschulalter wuchs er in Quickborn mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder auf, dann wurde der Vater von seinem Arbeitgeber Siemens versetzt, und die Familie zog nach Heidelberg. Vier Jahre später ging es aber wieder zurück in den Norden nach Quickborn. Schon früh zeigt sich sein Einsatzwille, sein Ehrgeiz und seine Kreativität: Als Kind begann er Tennis zu spielen und erreichte ein recht hohes Wettkampfniveau, als Jugendlicher kam das Hobby Surfen dazu: „Wir haben ständig an der Nordsee Urlaub gemacht, Wassersport stand dabei auf der Tagesordnung. Ich fand Surfen toll, aber in Deutschland kam man Anfang der 1970er-Jahre schlecht an Surfbretter. Die Zeitschrift ‚Surf‘ brachte daher damals eine Anleitung heraus, wie man sich selbst ein Board bauen kann. Das habe ich gemacht – und beim zweiten Versuch kam dabei tatsächlich ein Brett heraus, mit dem ich surfen konnte“, erzählt er.

Auf dem Gymnasium in Norderstedt machte Heinz-Joachim Hoppe Abitur. Nachdem er seinen Wehrdienst abgeleistet hatte, absolvierte er eine Ausbildung zum Elektroanlageninstallateur und schloss ein Elektrotechnik-Studium in Hamburg an. So wurde aus seinem Interesse für Technik ein Beruf: „Während des Studiums habe ich als Disc-Jockey gearbeitet, die Lichtanlagen dafür habe ich selbst gebaut“, erinnert er sich. Sein erster Arbeitgeber wurde Siemens. Der Ingenieur zog nach Erlangen, wurde Kraftwerkspezialist und baute unter anderem die Kraftwerke Brockdorf und Neckarwestheim mit auf.

Im Alter von 36 Jahren zog es ihn wieder zurück in den Norden, er nahm 1992 einen Posten bei den Hamburgischen Elektrizitätswerken (HEW) an. „Während dieser Zeit begann ich, mich intensiv mit IT zu beschäftigen. Für Siemens hatte ich Betriebsführungssysteme für Kraftwerke mit entwickelt, so kam ich in den IT-Bereich der HEW“, schildert der 64-Jährige weitere Stationen seiner beruflichen Karriere. HEW wurde später von dem Konzern Vattenfall übernommen, Hoppe stieg zum Prüfungsleiter der Konzernrevision auf und arbeitete im IT-Bereich der Firma in Deutschland, Schweden, Dänemark und den Niederlanden.

Mittlerweile war Heinz-Joachim Hoppe verheiratet und hatte zwei Söhne. Doch es kam zur Trennung. Im Jahr 2000 lernte der Mittvierziger Anne Demberg bei einem Urlaub auf Fuerteventura kennen. Sie wurde seine zweite Frau, und er zog zu ihr nach Wildeshausen. 2004 wurde geheiratet. Zusammen tauchten sie in die Welt der Kunst ein: „Wir haben immer Urlaub in Robinson-Clubs gemacht, dort gab es oft Ateliers, in denen Kunstlehrgänge angeboten wurden. Da haben wir mit Begeisterung mitgemacht“, gibt er Einblick. Aus dem Hobby wurde eine professionelle Passion des Paares: 2013 eröffneten sie ein Atelier in Dötlingen, 2016 bauten sie auf dem eigenen Grundstück am Wohlder Weg 5 in Wildeshausen ein Atelierhaus, in dem die beiden nun malen, künstlerisch experimentieren und ihre Werke ausstellen.

Während seine Frau sich vom Meer, dem Strand, der Insel Sylt mit den intensiven Sonnenuntergängen oder auch abstrakten Strukturen inspirieren lässt, richtet Heinz-Joachim Hoppe sich mehr auf bildliche Darstellungen sowie Porträts – gerne von Personen der Zeitgeschichte in prägnanten Posen wie Marilyn Monroe, Elvis oder Audrey Hepburn - aus und hat sich mittlerweile auch auf die Digitalfotografie spezialisiert. Unter www.demmi-arts.de sind die Bilder, die zum Verkauf stehen, ebenfalls zu betrachten. „In unserem Atelier finden wir Entspannung und Energie zugleich, um unsere Experimente in Acryl zu verwirklichen“, berichtet er. Inspiration finden beide auf ihren – durch die Pandemie derzeit ausgebremsten – Entdeckungs- und Urlaubsreisen. Im Dezember starten die Hobbykünstler nun eine besondere Benefiz-Aktion: „Wir verkaufen vom 13. bis 20 Dezember alle Bilder zum halben Preis, und der gesamte Erlös geht an das Kinderhospiz Löwenherz“, verspricht Hoppe.

Zurück zum beruflichen Leben: Die Arbeit in verantwortungsvoller Position füllte ihn zwar aus, ließ seinen vielen privaten Interessen aber wenig Raum. So entschied er sich 2015, mit 55 Jahren in den Vorruhestand zu gehen. Vier weitere Jahre arbeitete er noch voll, dann folgte der passive Teil der Altersteilzeit. Eine Aufgabe für den Ruhestand war für den energiegeladenen Endfünfziger nun gesucht, und er fand diese zunächst bei der Möbelkammer.

Nachdem Hoppe einen Aufruf gelesen hatte, dass die Möbelkammer ehrenamtliche Mitwirkende sucht, arbeitete er dort von 2014 an bis zu deren Schließung drei Jahre lang. Sein ehrenamtliches Engagement ging aber weiter: Linda Vietor vom Sozialamt Wildeshausen fragte ihn, ob er Interesse hätte, als Fahrer beim Bürgerbusverein tätig zu sein, was er seit 2017 gerne macht. Als die damalige Vorsitzende des Bürgerbus-Vereins, Renate Hocke, im Juni diesen Jahres ihr Amt zur Wahl stellte, wurde Hoppe schließlich zum neuen Vorsitzenden des Vereins gewählt.

„Renate Hocke hat in den vergangenen Jahren sehr viel bewegt“, lobt er die Arbeit seiner Vorgängerin. Inmitten der Corona-Pandemie gab es für den neuen Vorsitzenden von Beginn an aber ebenfalls viel zu tun: Es galt, einen Notfallplan und eine neue Geschäftsordnung auszuarbeiten, den Kontakt zur Politik und zu den Konzessionären wegen der gesundheitsamtlichen Bestimmungen und Fragen zu suchen, einen Platz in der „Cloud“ für Dokumente anzulegen und viele Aufgaben mehr zu bewältigen. „Ich habe lange nicht mehr so viel gearbeitet wie in den vergangenen drei Monaten“, sagt Hoppe zu seinem neuen Job – und wirkt sehr zufrieden bei der Aussage.

In diesen Zeiten sei es nicht einfacher geworden, das Mobilitätsangebot für die Bürgerinnen und Bürger aufrecht zu erhalten: „Wir müssen unseren Betrieb auf die neue Situation anpassen. Fast alle unsere Fahrerinnen und Fahrer sind über 60 Jahre alt, die Mehrheit unserer Fahrgäste ebenfalls. Wir müssen sehen, dass wir sehr vorsichtig sind. Der Bus wird während den Pausen und nach dem Ende einer Tour beispielsweise gründlich desinfiziert, der Fahrer sitzt in einer Art Plexiglas-Kabine. Glücklicherweise können wir nun wieder Rollstuhlfahrer mitnehmen, die Helfer tragen Handschuhe und Maske“, teilt der Vorsitzende mit. Die Vorstandsitzungen, die derzeit wegen der Kontaktbeschränkungen ausfallen müssen, möchte er gerne auf Videokonferenzen umstellen.

Der Bürgerbusverein verfügt derzeit über ein neueres Fahrzeug, das im regulären Betrieb eingesetzt ist, und den alten, gebrauchten Achtsitzer. „Wir müssen bald ein neues Fahrzeug anschaffen. Leider gibt es noch keinen kleinen E-Bus“, sagt Hoppe. Der neue Vorsitzende sucht für seinen Verein auch weitere Fahrerinnen und Fahrer. Alle fünf Jahre müssen die sich einer Fahrsicherheitsüberprüfung unterziehen, und wenn diese anstehe, würden einige ihr Ehrenamt altersbedingt eben zurückgeben. „Daher brauchen wir eigentlich immer weitere Fahrer. Im Durchschnitt ist der Einsatz einmal in der Woche für 3-4 Stunden, aber wer weniger Zeit hat, ist ebenfalls willkommen. Wir können das individuell einteilen und sind für jeden dankbar, der zu uns kommt“, wirbt er für die Aufgabe. Besonders am Markttag werde der Bürgerbus eifrig genutzt: „Die Leute sind froh, dass sie mit uns mobil sind. Der Bedarf ist da“, bestätigt er. 10.000 Fahrgäste hätten den Bürgerbus 2019 genutzt, in diesem Jahr seien es bis Ende September trotz langer Coronapause bisher 4000 gewesen.

Während die Buslinien des öffentlichen Personennahverkehrs nur in den Hauptstraßen fahren würden, bediene der Bürgerbus die Nebenstraßen in den Wohngebieten und komme so näher zu den Nutzerinnen und Nutzern. Im kommenden Jahr soll nun das Haltestellennetz optimiert werden. „Wir analysieren gerade, wo wie viele Leute ein- und aussteigen“, teilt er mit. So gebe es die Anfrage, einen Haltepunkt an den neuen Geesthöfen und am Hotel Altona einzurichten. „Dahin wird gerne zum Kaffeetrinken gegangen. Generell sind Treffpunkte als Haltestellen gefragt“, meint er.       

„Meiner Frau, der Familie und mir geht es gut, wir sind glücklich. Ich möchte den Menschen etwas zurückgeben“, begründet er sein Engagement. Seine Aufgabe macht ihm Freude: „Es ist eine Herausforderung, die anspruchsvoll ist, mir aber auch sehr viel Spaß macht. Wir haben ein tolles Team im Verein“, versichert er und lobt unter anderem die Arbeit von Fahrdienstleiter Hartmut Spillner, Kassenwart Jörg Weißmann, Fahrzeugwart Werner Barkemeyer, dem stllv. Fahrdienstleiter Heiko Bock, von Gerda Lehmensiek, die für die Organisation zuständig ist, sowie von Katja Jöllenbeck, die im Vorstand das Sitzungsprotokoll erstellt. „Wenn ich mit dem Bus fahre, sprechen mich die Fahrgäste oft an und sagen mir, wie gut es ist, dass wir wieder fahren. Das ist schön“, versichert er.

Der Bürgerbusverein ist Mitglied im ZVBN, eine Einzelfahrt kostet derzeit 2,20 Euro. Bei einer Viererkarte verringert sich das Entgelt auf 1,95 Euro. Unter www.buergerbus-wildeshausen.org, per E-Mail an info@buergerbus-wildeshausen.org und unter der Telefonnummer 0152-08369413 gibt es weitere Informationen zu dem Verein.

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